Während einige unserer Leser:innen mit dem Thema schon vertraut sind – vielleicht selbst bereits ein entsprechendes Gerät installiert haben – ist es für andere noch komplettes Neuland. Die Rede ist natürlich von Wallboxen, auch Wandladestationen genannt. Dabei handelt es sich im Prinzip um kleine Ladestationen für Elektroautos, die man an Hauswänden oder Säulen montiert.
Diese übernehmen dann die Verbindung des Fahrzeugs zum Stromnetz und kommunizieren die verfügbare Stromstärke zum Laden an das fahrzeuginterne Bordladegerät. Das garantiert, dass die Batterie des Autos immer mit der maximal verfügbaren Leistung geladen werden kann. Dank eines Typ 2-Ladekabels sind so bis zu 11 kW möglich – also fast fünfmal so viel wie über eine herkömmliche Haushaltssteckdose.
Klingt doch eigentlich sehr sehr nützlich – besonders für Eigenheimbesitzer:innen. Gerade in ländlichen Gegenden können Wallboxen so die oft noch schwache Ladeinfrastruktur sehr gut ergänzen. Auf dem Markt gibt es bereits eine Vielzahl von Modellen, warum entwickeln wir jetzt noch unsere eigene? Die Antwort liegt im magischen Wort “bidirektional” – also die Fähigkeit nicht nur Strom abzugeben, sondern auch in das Netz zurückzuspeisen. Wallboxen dieser Art gibt es bereits, doch sie sind noch immer sehr teuer. Bidirektionale Wandladestationen kosten je nach Modell, Features und Hersteller bis zu 6.000 €. Hinzu kommen die Installationsgebühren, welche stark vom Aufwand der Installation abhängig sind. Zwischen 400 € und 2.300 € fallen dabei an.
Die Energierevolution – vor deiner Haustür
Soviel also zur generellen Funktion einer Wallbox. Doch welche Anwendungsfälle kommen dafür überhaupt in Frage? Und um wieviel günstiger wird die Sono Wallbox sein? Um Antworten auf diese und andere Fragen zu finden, habe ich meinen geschätzten Kollegen Tillmann Laux um Hilfe gebeten. Als Produktmanager ist er bei Sono für das Kundenerlebnis rund um das Thema bidirektionales Laden zuständig und betreut die Entwicklung der Sono Wallbox.
Julius: Tillmann, ganz einfach gefragt: Was unterscheidet unsere Wallbox von anderen Modellen?
Tillmann: Da sind zwei Dinge ganz ausschlaggebend. Erstens handelt es sich um eine bidirektionale Wallbox. Das bedeutet, dass sie nicht nur Strom aus dem Netz an den Sion weitergibt, sondern auch den Strom, der im Sion gespeichert ist, weitergeben kann – beispielsweise an das lokale Hausnetz oder das nationale Stromnetz.
Zweitens handelt es sich bei unserem Modell nicht um eine DC-bidirektionale Wallbox, sondern um eine AC-bidirektionale Wallbox. Bisher sind ausschließlich DC-bidirektionalen Wandladestationen verfügbar. Diese haben einen Wechselrichter verbaut, um Wechselstrom in Gleichstrom umzuwandeln. Da wir den Sion jedoch bewusst so entwickelt haben, dass er Wechselstrom abgeben kann, benötigen wir keinen Wechselrichter in der Wallbox und können somit massiv Kosten sparen. Das wird unser Modell voraussichtlich bis zu 70 % günstiger machen als DC-Geräte.
Julius: Was für eine Rolle spielt die Wallbox in der Reihe von Features, die der Sion bietet?
Tillmann: In erster Linie ist es das Gerät, dass es erst möglich macht, den Sion auch als Heimspeicher zu nutzen. Mit der Sono Wallbox kann der Sion seinen Strom auch an Gebäude abgeben. Wir sprechen dann von sogenannten Vehicle-to-X-Anwendungen.
Julius: Mehr als ein Auto also? Welche Anwendungsfälle ermöglicht die Wallbox?
Tillmann: Momentan ist unser Fokus auf dem Thema Vehicle-to-Home. Dabei wird das Elektrofahrzeug als mobiler Stromspeicher für ein Gebäude genutzt, welches an das öffentliche Stromnetz angeschlossen ist. So kann beispielsweise überschüssiger Strom einer Photovoltaik-Aufdachanlage, der nicht im Haus verbraucht werden kann, in der Fahrzeugbatterie zwischengespeichert werden. In Zeiten, in denen die PV-Anlage keinen oder nur wenig Strom erzeugt, kann dieser wieder aus dem Sion entnommen werden, um das Hausnetz mit Energie zu versorgen.
Wenn wir in die Zukunft Blicken, wird das Thema Vehicle-to-Grid eine tragende Rolle bei der Energiewende spielen. Bei Vehicle-to-Grid ist das Fahrzeug direkt oder indirekt über ein Gebäude an das Stromnetz angeschlossen. Die gespeicherte Energie wird zurück ins Netz gespeist. Das hat einige Vorteile. Statt Windräder in Zeiten von Energieüberschuss abzuschalten, könnte die überschüssige Energie beispielsweise in der Fahrzeugbatterie zwischengespeichert werden. Ein Verbund von mehreren Elektroautos könnte dadurch sogar Lastspitzen abfedern. Allerdings gibt es dafür noch gesetzliche Hürden, auf die wir keinen direkten Einfluss haben.
Julius: Stichwort SOP: Wieso entwickeln wir jetzt zum Sion auch noch eine Wallbox? Hält uns das nicht auf?
Tillmann: Das hat mehrere Gründe: Die Frage nach der geeigneten Wallbox ist eine der häufigsten Fragen aus der Community. Unsere Unterstützer:innen wünschen sich das. Außerdem benötigt auch eine bidirektionale Wallbox Entwicklungszeit. Wir fangen daher jetzt schon an, um die Verfügbarkeit zum SOP des Sion im Frühjahr 2023 zu garantieren. Wir möchten genug Zeit haben, die Wallbox und den Sion ausführlich zusammen zu testen. Immerhin ist die Wallbox ein sehr wichtiges Puzzlestück in unserer Vision von einer Welt unabhängig von fossilen Energien.
Julius: Noch eine Frage zum Heimspeicher. Wie genau kann man den Sion als Speicher benutzen?
Tillmann: Fahrzeug und Gebäude werden dabei über einen Typ 2-Stecker verbunden – genau wie beim Laden auch. Ein Umstecken des Ladekabels ist nicht notwendig, man kann als Nutzer:in einfach mithilfe der Sono-App einstellen, welchen Anteil der Batteriekapazität für die Versorgung des Gebäude genutzt werden soll und wie viel Reichweite am nächsten Morgen benötigt wird.
Die Steuerung, wann der Sion geladen und entladen wird, übernimmt ein Heim-Energiemanagement-System (HEMS). Das HEMS überwacht den Netzanschlusspunkt des Hauses. Falls du beispielsweise eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach hast und damit mehr Strom produzierst, als du aktuell benötigst, wird der Sion damit geladen. Erzeugt deine PV-Anlage nicht ausreichend Strom für den Energieverbrauch des Hauses, so wird die zusätzlich benötigte Energie über den Sion ins Haus gespeist. Hierbei wird nicht mehr Energie in das Haus eingespeist als auch wirklich benötigt wird. Es wird also keine Energie an das öffentliche Netz abgegeben. Die Kommunikation für all diese Funktionen funktioniert ganz einfach über Ethernet oder WLAN.
Julius: Und für wie lange könnte der Sion theoretisch ein Haus mit Strom versorgen?
Tillmann: Bei einem Haushaltsverbrauch von 10 kWh pro Tag, also etwa der durchschnittliche Verbrauch einer vierköpfigen Familie, könnte der Sion deinen Haushalt bis zu 5 Tage lang versorgen. Immerhin verfügt der Sion über eine Batteriekapazität von 54 kWh. Zum Vergleich: die Kapazität eines stationären Heimspeichers liegt in der Regel zwischen 5 - 15 kWh. Der Sion kann also ein Vielfaches an Energie speichern. Dieser Zeitraum ist natürlich abhängig vom tatsächlichen individuellen Stromverbrauch. So ganz pauschal kann man das also nicht beantworten.
Julius: Trotzdem bekommt man damit schon ein ganz gutes Gefühl, was mit der Wallbox so möglich wäre. Es ergeben sich damit auf jeden Fall eine Vielzahl an interessanten Möglichkeiten. Danke für deine aufschlussreichen Ausführungen, Tillmann!
Tillmann: Sehr gerne und jederzeit!
Die Sono Wallbox birgt also einiges an Potential, zumindest wenn man es auch gesetzlich zulässt. Die Themen bidirektionales Laden, Vehicle-to-Home und Vehicle-to-Grid, spielen auf dem Weg zu 100 % erneuerbaren Energien eine sehr wichtige Rolle. Sie ermöglichen außerdem eine effizientere Nutzung unserer Fahrzeuge – über ihre Rolle als Transportmittel hinaus. Es ist daher wichtig, die entsprechenden Gesetze dafür so schnell es geht zu schaffen. Zum aktuellen Zeitpunkt wird die Umsetzung in verschiedenen Pilotprojekten untersucht, um auf dieser Basis die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen.
[Übrigens: Zum aktuellen Zeitpunkt haben wir uns noch nicht für das finale Design der Sono Wallbox entschieden. Wenn du mitentscheiden willst, kannst du uns eins von drei Design auswählen und dafür deine Stimme geben. Der Entwurf mit den meisten Stimmen gewinnt.] Die Umfrage wurde am 14. September 2021 beendet.
Falls du jetzt neugierig geworden bist und immer auf dem Laufenden bleiben möchtest: Trag dich einfach hier unverbindlich in unsere Liste ein. Wir melden uns, sobald es weitere Details gibt. Ah, und bevor ich es vergesse. Die wichtigsten Infos hat Tillmann in diesem Video für euch noch einmal zusammengefasst.